NWL erwägt Eurobahn-Übernahme

Als zuständiger Aufgabenträger hat der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) seine politischen Entscheidungsträger über die Situation bei der Eurobahn informiert.

Das Unternehmen hatte am 8. April 2024 wegen akutem Personalmangel sein Angebot deutlich einschränken müssen. Mit 30 Prozent Marktanteil ist die Eurobahn der größte Leistungserbringer im NWL-Gebiet. „Unser Ziel ist es, den Fahrgästen wieder verlässliche und vollumfängliche Verkehrsleistungen anzubieten und gleichzeitig für die Mitarbeitenden der Eurobahn eine langfristige, sichere Perspektive zu schaffen“, erläuterte Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL, vor den Teilnehmenden. Die Eurobahn beschäftigt rund 900 Mitarbeitende in Nordrhein-Westfalen. In Folge des Austritts der ehemaligen französischen Muttergesellschaft Keolis aus dem deutschen Markt vor gut zwei Jahren befinde sich das Unternehmen weiterhin in einer herausfordernden betrieblichen Situation, schilderte Künzel.

Schon mit dem Rückzug von Keolis bei der Eurobahn Ende 2021 verfolgte der NWL in Abstimmung mit dem damaligen NRW-Verkehrsministerium und den weiteren betroffenen Aufgabenträgern Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und Provinz Overijssel das Ziel, die langfristige Sicherung des Betriebs der Eurobahn- Leistungen über den Verkauf an einen neuen Gesellschafter zu erreichen.

Unter anderem durch die allgemeine Erhöhung der Preise, etwa im Energiesektor, die Einführung des Deutschlandtickets und den massiven Fachkräftemangel hätten alle Verkehrsunternehmen und damit auch die SPNV-Branche insgesamt derzeit mit Finanzierungsherausforderungen zu kämpfen, heißt es vom NWL. Diese träfen auch die Eurobahn, die trotz interner Anstrengungen nicht ausreichend viele Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer mobilisieren könne und deshalb nicht mehr den vertraglich vereinbarten Leistungsumfang auf die Schiene bringe. Dies wiederum habe unmittelbare Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens – zum einen, weil der NWL nicht erbrachte Leistungen nicht vergütet, zum anderen, weil darüber hinaus vertragliche Strafzahlungen anfallen.

Matthias Goeken, Mitglied des NRW-Landtags und Vorsitzender der Verbandsversammlung des NWL, betonte: „Unsere gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung ist es, rechtzeitig die beste Handlungsoption für die Fahrgäste, aber auch für die vielen Mitarbeitenden der Eurobahn zu suchen.“ Entscheidend sei in diesem Zusammenhang, eine Lösung zu finden, mit der dauerhaft Leistungsausfälle mit den entsprechenden wirtschaftlichen Folgen vermieden werden.

Der NWL prüft derzeit Handlungsoptionen inklusive einer eigenen Übernahme der Eurobahn. Im nächsten Schritt werden die politischen Entscheider der beteiligten Gebietskörperschaften und der Mitgliedszweckverbände über mögliche Maßnahmen beraten. Ein Beschluss der Verbandsversammlungen des NWL könnte in der zweiten Jahreshälfte 2024 gefasst werden. (mab)

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