Marktordnung Schiene/Straße weiter umstritten

Der ADAC ist nach Meinung des früheren Partners Post allein wegen interner Probleme aus dem Fernbusgeschäft ausgestiegen, Deinbus sieht sich auch in fünf Jahren noch am Markt, HKX hält das neue ICE/IC-Konzept bei heutigen Trassenpreisen für nicht realisierbar und die DB selbst war trotz prominenter Zusage auf dem Mannheimer Fernbuskongress nicht vertreten.

Der innerdeutsche Fernbus ist liberalisiert, das neue Verkehrsmittel befördert bereits ähnlich viele Passagiere wie der nationale Flugverkehr, die ersten Marktbereinigungen sind erfolgt, mit Stagecoach Megabus steht ein neuer, potenter Mitspieler auf der Schwelle.

Wo kommen wir her, und vor allem: Wie geht es weiter? Damit hat sich am Mittwoch dieser Woche in Mannheim der gemeinsame Fernbuskongress der IHKen in Baden-Württemberg und des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) befasst. Das Interesse war groß – der Saal im Mannheimer Rosengarten nahezu bis auf den letzten Platz besetzt, mit Interessenten beileibe nicht nur aus dem Südwesten, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet, von Industrievertretern, Verkehrsexperten und nicht zuletzt auch (Bus-)Touristikern und Tourismusförderern.

Denn der Erfolg des Fernbusses könnte das Städtereisengeschäft des klassischen Busunternehmers kannibalisieren, wie der WBO-Vorsitzende Klaus Sedelmeier eingangs anmerkte. Die Gefahr nimmt dabei in dem Maße zu, wie Fernbuslinien auch kleinere Städte anbinden. Entsprechende Netzerweiterungen würden Schritt für Schritt umgesetzt, versicherte MFB-Flixbus-Geschäftsführer André Schwämmlein. Nachdem das Kernnetz zwischen den Großstädten stehe, würden nun verstärkt auch Reiseziele angebunden.

Mit Blick auf die Marktentwicklung zeigte sich Branchenexperte Christoph Gipp vom IGES Institut überzeugt: „Da ist Bewegung drin und diese Bewegung wird auch nicht aufhören.“ Gipp warnte davor, die Diskussion auf die Konkurrenz Bus/Schiene zu verengen. Zwar kämen 44 % der neuen Fernbuskunden von der Bahn. Aber eben auch 38 % vom Pkw und immerhin 4 % vom Flugzeug. 10 % der Fernbuskunden seien echte Neukunden – mithin eine Chance für alle. „Der Gesamtmarkt wächst, nun ist Vernetzung angesagt“, warb er.

Nicht nur der DB-Marktanteil, auch die DB-Positionen waren in Mannheim kaum wahrnehmbar. Zwei Vertreter waren angekündigt: der Leiter Fernbus von DB Fernverkehr Stefan Trontsch und die Leiterin Angebotskommunikation bei DB Fernverkehr Hannah Page. Der eine ist zur Konkurrenz abgewandert die andere hat aus Termingründen abgesagt.

Wie Gipp betrachtet auch Schwämmlein den Gesamtmarkt, bei aller Rivalität zur DB und zu den Mitbewerbern aus dem Busgewerbe. Offensichtlich lässt die breit ausgerollte 19-EUR-Aktion von DB-Fernverkehr (ÖPNV aktuell 25/15) den Fernbus-Marktführer alles andere als kalt. Diese Aktion läuft offensichtlich wie geschnitten Brot. Seit Verkaufsstart am 14. Juni hat die DB nach eigenen Angaben schon mehr als 1 Mio. Tickets abgesetzt, im Schnitt also 80.000 täglich. Zum Vergleich: Im neuen Fernbusverkehr werden täglich etwa 60.000 Plätze angeboten.

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