Gütertram besteht Praxistest
Der Realbetrieb veranschaulichte das Potenzial einer Güterstraßenbahn – kombiniert mit E-Transportern und elektrischen Lastenrädern – für die Paketzustellung in urbanen Ballungsräumen. Während der vierwöchigen Pilotphase konnte die Tram „nachweislich“ zur Entlastung des Verkehrs beitragen und die CO2-Belastung durch eine lokal emissionsfreie Zustellung reduzieren. Erste Ergebnisse wurden am 8. Oktober 2024 vorgestellt; die endgültige Bewertung, ob die zuvor mit einem digitalen Zwilling berechneten CO2-Einsparungen von bis zu 56 Prozent tatsächlich erreicht wurden, erfolge nach der vollständigen Projektauswertung bis Ende 2024. „Mit dem Einsatz der Gütertram haben wir gezeigt, dass der öffentliche Nahverkehr auch für die Logistik eine wichtige Rolle spielen kann. Der Transport von Paketen auf unseren bestehenden Strecken entlastet die Straßen, reduziert die Umweltbelastung und schafft neue Perspektiven für die Nutzung unserer Infrastruktur“, betont die Geschäftsführung der VGF.
Der Einsatz der Gütertram als Teil eines dreistufigen Transportprozesses hat sich als effizient erwiesen. Die Anlieferung der Pakete an die Gütertram erfolgte mit E-Transportern, die Tram beförderte die Pakete dann in die Frankfurter Innenstadt. Elektrische Lastenräder übernahmen die Pakete an den Innenstadt- Haltestellen Zoo und Gutleut und fuhren diese an die Haustüren der Empfängerinnen und Empfänger. Die Gütertram des Typs „P-Wagen“ kann mit geringfügigen Umbaumaßnahmen derzeit maximal 600 Pakete mit einer Fahrt transportieren. Im Zuge des Pilotprojekts wurden mit einer Tram pro Tag im Schnitt 4,8 Lastenrad-Touren mit durchschnittlich 67 Paketen je Lastenrad-Tour beliefert. Die Tram wurde aufgrund des Pilotstatus unterhalb der Maximalkapazität beladen. Auch die Lastenräder wurden bewusst nicht mit 100 Prozent ausgelastet. Pro Tour wurden die Pakete über eine Strecke von 22,4 km transportiert. Die Umladezeiten von Tram in Lastenrad waren vier Minuten geringer als geplant. Das System arbeitete laut den Projektpartnern ohne nennenswerte Störungen.
Obwohl die Testphase erfolgreich verlaufen sei, hätten sich Verbesserungsmöglichkeiten gezeigt. Insbesondere die Wartezeiten beim Entladen der Tram und Beladen der Lastenräder würden Optimierungspotenzial bieten. Zudem wird geprüft, inwieweit das System auch für den Transport sperriger Güter geeignet ist. Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Einrichtung von zentralen City Hubs für künftige Projekte und eine breitere Nutzung noch intensiver untersucht werden sollte. Welche Kosten beim Regelbetrieb einer Gütertram anfallen würden, hänge von mehreren Faktoren ab. Diese beinhalten etwa, welche Tram konkret eingesetzt wird, wie sie umgebaut werden müsste, welche Anzahl an Paketen transportiert werden könnten und welche Haltestellen sowohl für den Betreiber als auch für das Versandunternehmen im täglichen Betrieb praktikabel wären.
Das Konzept von LastMileTram könnte auch in anderen Städten Anwendung finden, heißt es aus Frankfurt. Die ersten Ergebnisse würden eine solide Grundlage für die Weiterentwicklung bieten. Der Einsatz von elektrischen Lastenrädern und E-Transportern in Kombination mit der Tram zeige, dass ein lokal emissionsfreies Liefernetzwerk im urbanen Raum möglich ist. (mab)